4. Etappe

 
 
Start von/nach:
Lorient - Bordeaux

Crew:
Bernd, Bernhard, Otto
 
geplante Seemeilen: 250 NM
geplanter Zeitraum: 26.08.13 - 31.08.13
 
 
 

Etappe 4; La Trinite sur Mer – Bordeaux

So. 25.8 Morgens haben wir ausgiebig mit Birgit und Otto gefrühstückt und dann gegen Mittag Birgit verabschiedet. Anschließend sind wir rüber zur Belle Ile/Port Palais. Den Hafen hatte ich schon zuvor mit Birgit besichtigt. So bleibe ich an Bord. Bernhard und Otto erkunden den Ort.

Mo. den 26.8 brechen wir auf zur Ile dÝeu/ Port Joinville. Die ersten 38sm der 50 sm dorthin haben wir schönsten Segelwind aus NE und machen gute Fahrt. Ottos geliebte Backstagsbriese mit 4Bft. Dann verlässt uns der Wind und wir motoren den Rest. Bernhard und Otto machen einen kurzen Rundgang zum Zentrum. Zur Insel können wir nicht viel erzählen. Das einzig bemerkenswerte ist, dass die Ausfahrt der Marine zum Hafen hin mit einer Art Ampel geregelt ist. Wenn Fähren ein oder auslaufen wird auf rot geschaltet und die Sportbote müssen warten.

Di. 27.8.: Zur Ile de Re soll es gehen. Otto möchte uns unbedingt in ein Muschelrestaurant in Saint Martin einladen. Die Einfahrt ist aber bei Ebbe sehr flach und irgendwie habe ich dabei ein ungutes Gefühl. Meine Entscheidung nach La Rochelle weiter zu gehen, verursacht bei Otto spätestens bei den Industrieanlagen von La Rochelle etwas hängende Mundwinkeln. Der einzige Trost ist, dass wir bis kurz vorher den Spi stehen hatten und sehr gute Fahrt gemacht haben. Einzig eine Schifte mussten wir machen. (Holger, Euer Spibaum ist dabei zum Einsatz gekommen. Vorm Wind hat der etwas kürzere Baum den Vorteil, dass der Spi bauchiger und somit stabiler steht. Super!) Die meiste Zeit haben wir Malamok unter Selbststeueranlage laufen lassen. In La Rochelle angekommen, gehen wir in die bisher größte Marina unserer Reise. Dort liegen über 1.500 Schiffe. Am Eingang befindet sich ein Empfangssteg, auf dem ein kleines Häuschen steht in dem die Empfangsdame sitzt. Dort werden erst mal alle Daten aufgenommen, kassiert und erst dann wird man von einem Schlauchboot an seinen Platz begleitet. (hört, hört, andre Lü künn ok wat!)  Nach dem Anlegen machen wir uns auf dem Weg ein Lokal zu suchen. Dabei kommen wir an dem Anleger vorbei, von dem aus eine Elektrofähre in das Zentrum der Stadt fährt. Wir zögern nicht lange und steigen ein. Schon auf dem Weg zur Stadt wird klar, das war kein Fehler.

Die Kettentürme von La Rochelle

Durch die beiden Kettentore hindurch fährt die Fähre direkt in die Altstadt vor die Fressmeile. Meile ist nicht übertrieben: 100 Restaurants und mehr dicht an dicht sind es bestimmt. Das erste Beste wollten wir nehmen. Wir haben das zweite genommen, da waren die Stühle bequemer. Otto nimmt die Plate de Mer, Bernhard Mule Frites und ich ein köstliches Entrecote.

Plate de Mer  Meine Hand ist nicht die kleinste

Wir waren alle bestens zufrieden. Nach dem Essen laufen wir Altstadt ab und entscheiden spontan: Morgen stehen wir früh auf und laufen erst nach dem Mittag aus.

Mi 28.8.: Gesagt getan. Nach dem Frühstück geht’s wieder mit der E-Fähre in die Stadt. Wir laufen durch die Gassen. Hier muss das Einkaufsparadies für Frauen sein: Boutiquen und Schuhgeschäfte ohne Zahl. Dann finden wir ein Kaffeehaus, wie es auch in Wien stehen könnte. Klar, dass wir dort einkehren um einen Kaffee zu trinken.

 

Danach geht’s weiter in ein City-Carrefour (Supermarkt). Wir kaufen fehlende Lebensmittel.

Der Wochenmarkt von La Rochelle

Zwei Straßen weiter stoßen wir auf den Wochenmarkt, der sich über mehrere Straßen ausdehnt. Mitten drin die alte Markthalle. Wir ärgern uns schwarz, dass wir im Supermarkt eingekauft haben. So einen Markt haben wir noch nicht gesehen. La Rochelle allein ist eine Reise wert!     

Um 13.00 geht’s los. Da die Brücke, die zur Ile de Orleon führt, nur 18mtr Durchfahrtshöhe hat, geht’s diesmal außen rum,  Erst N2-3, dann nix und dann plötzlich W4-5. Wir wollen uns nicht beklagen. Die südliche Durchfahrt hinter der Ile dÓrleon ist das Ziel. Hier wollen wir Ankern. Da die Einfahrt dahin über eine Barre führt die schlecht betonnt ist und wir eine Leichte Dünung vor der Barre steht, brechen wir unseren Versuch bei 4mtr Wassertief ab. Also geht’s weiter. Port Medoc an der Gerondemündung, ist unser Ersatzhafen, den wir erst bei Dunkelheit erreichen.

Do 29.8. Bernhard und Otto machen einen Landausflug. Zu Fuß machen sie sich auf den Weg zur Küste. Aus den 2-3 km werden nach Aussage der beiden, dann gefühlte 10 km bis an den Strand. Nach dem Otto sein GPS auf Vordermann gebracht hatte, schlagen sie sich durch den Wald und erreichen einen fast leeren Strand. Es wird gebadet an dem fast menschenleeren Strand. In Soulac sur Mer gibt es dann noch eine Pizza und zurück geht es mit dem Schienenbus.

Ich habe endlich mal die Navi aufgeräumt, den Kühlschrank enteist und Gas gekauft, ein Teil bei Dirk bestellt und einiges mehr erledigt. Nach dem Mittagsschlaf zwischen 16.oo und 19.00 gab es dann das Grillfleisch aus der Pfanne.  Um 21.00 laufen wir aus. Arcachon ist unser Ziel. Leider ist es flau und wir motoren. Die anderen beiden pennen und ich schreibe diesen Bericht. Das Meer ist so leer. Man sieht in weiter Ferne die Küste bei Lacanau. Keine Schiffe. Nur wenige Fischer unter der Küste. Die fahren hier rum wie bei uns die Müllwagen. Keine Posi-lights, dafür zwei gelbe Blitzlichter! 6.00 Zeit für einen Rundumblick (alle 10min) und den Logbucheintrag.  Die Dämmerung kommt. Über dem Mond sehe ich das erste Mal auf dieser Reise den Orion. Die Wassertemperatur ist bei 20°. Vorgestern waren es noch nur 14-16°. Das Deck ist trocken, die Luft ist so warm, dass das Sweatshirt reicht. Man merkt, dass wir jetzt schon wesentlich weiter im Süden sind. Mann bin ich müde.

Inzwischen sind wir in Arcachon eingelaufen. War ganz schön spannend. Nachts hatte uns noch eine Kontrollstelle für die Einfahrt zum Golf von Arcachon angerufen. Da es in den Golf über eine Barre geht die durch die starken Strömungen und Winde laufend Ihre Position verändert, soll man nur eine Stunde vor und nach Hochwasser diese Stelle passieren. Die hatten uns natürlich über AIS gesehen und wollten wissen woher, wohin und wie viel Passagiere an Bord sind. Wir sollten uns unbedingt melden, wenn wir in die Passage einlaufen und wenn wir durch sind.  Wo die Barre liegt und wie tief bzw. besser gesagt wie flach sie ist, konnten die uns nicht sagen. Wir haben dann vor der Küste bis 1 Std vor Hochwasser gewartet und sind durch die betonnte Rinne in die Bucht eingelaufen. Vor der imposanten Kulisse der Dune de Pilar haben wir das Schauspiel der brechenden Wellen auf den Sandbänken neben der Einfahrt beobachtet. Die Einfahrt war dann doch einfacher als befürchtet. Zwar sind wir laut den neuesten elektronischen Karten angeblich über Sandbänke gefahren, aber die flachste Stelle die wir gefunden haben, war immerhin noch 5 mtr. tief. In Arcchon angekommen haben wir eine Marina mit 2.800 Boten vorgefunden. Wir sind offensichtlich die einzigen Ausländer. Kein Wunder bei dem Preis, der mit 74€ die Nacht doch ein ordentliches Loch in die Bordkasse reißt.  

Angekommen in Arcachon gibt es einen Restesnack aus Nudeln, Speck, Ei und den restlichen Grillspießen. Dazu einen Salat aus dem restlichem Gemüse und als Getränk den restlichen Weißwein. Nach dem wohlverdientem Mittagsschlaf wird ein wenig geräumt und Otto packt seine Sachen. Abends gehen wir noch mal Essen. Das „Clubhaus“ des Hafens, keinen Steinwurf von unserem Liegeplatz entfernt, bietet gute französische Küche. Als Schlummerschluck vernichten wir den restlichen Weißwein. Die Reserveflasche erweist sich als zu süß und bleibt halb voll.

Sa 31.8.: Wir bringen Otto mit dem Leihwagen zum Flughafen nach Bordeaux und fahren ins „Centre Ville“. Auch Bordeaux hat eine sehr schöne alte Innenstadt mit einer Vielzahl von Geschäften und Lokalen. Wir besichtigen die Kathedrale, Trinken einen Kaffee und essen später auch eine Vorspeise als Mittagsessen. Bordeaux gehört zu den sehenswerten Städten unserer Reise.

Wasserspiele

Am Montag kommen Jochen und Günter, dann geht es weiter mit unserer Reise und den Berichten.

 

  

Betrachtungen eines Mitseglers

oder auch

Otto´s alternativer Reisebericht

                

Von Trinité sur Mer bis Arcachon mit Malamok 24.8.2013 – 31.8. 2013

Von OK

Die zwei Bernhards

Bern(har)d  Bernhard

Zwei Kameraden der SKWB

Sie waren so unglaublich zäh.

 

Sie segelten auf jeden Fall

Durch den Englischen Kanall.

 

Danach gab´s Schiebewind auf hoher See.

 

Das lag natürlich am Wetter. Wir hatten Petrus gebeten und Rasmus geopfert und beide haben geliefert: Von A bis Z nördliche Winde, die viel beschworene Backstagsbrise, schwach bewegte See, viel Sonne und bis auf 20 Grad zunehmende Wassertemperatur. Was will man mehr. Sogar der Spi kam zum Einsatz und eine Schifte durften wir auch machen.

Da Bernd in seinem genauen Reisebericht bereits alles richtig gesagt hat, laufe ich natürlich Gefahr, hier zu wiederholen. Deshalb möchte ich das Augenmerk auf andere Aspekte des Segelns lenken, als den reinen Verlauf zu schildern. Z.B. auf das Verhalten an Bord und den Umgang miteinander.

So ist es bei Bernd an Bord verboten zu pfeifen. Aus Tradition, vielleicht aus Aberglaube. Immerhin: man wird bei ihm nicht gekielgeholt, was ein Fortschritt darstellt, und die Chancen drastisch erhöht, lebend von Bord zu gelangen.

Nun, vieles ist im Umbruch: Man pinkelt nicht mehr über Bord (auch nicht im Hafen), man raucht – wenn überhaupt – nur noch im Cockpit. Und man glaubt auch nicht mehr an den Klabautermann, obwohl mir das als Widerspruch zu dem Pfeifverbot vorkommt. Schon gar nicht an irgendwelche Meerjungfrauen, die sich im theoretischen Gespräch als ziemlich untauglich erweisen.

Ob Bernd auch das Singen verbietet, weiß ich nicht. Vermutlich nicht, weil der Shanty ja als Erleichterung der harten Arbeit an Deck erfunden wurde. Apropos Arbeit: Ja, Segeln ist immer noch mit aktiver Tätigkeit verbunden. Und manchmal erfährt man körperliche Anstrengung im Sinne von Sport. Aber die ganz schwere Arbeit wird doch wesentlich einfacher: Ob Rollfock oder Lazy Jacks, ob Motor oder Selbststeueranlage, viele neue Erfindungen machen den Törn komfortabler. Auf Malamok gibt es sogar elektrische Winschen. Und 3 Duschen! Wunderbar.

Eines ist aber gleich geblieben: Der Manöverschluck im Cockpit und die manchmal derben Trinksprüche dazu. Obwohl sich auch hier eine Wandlung vollzieht: Der Zeitgeist will keinen Sherry mehr und in den südlichen Gefilden auch keinen Grog. Zurzeit in: Bier oder GiTo. Weißwein zum Essen oder danach als Ausdruck von Stil und Kultur. Völlig überraschend: Auch mal keinen Alkohol. Wenigstens gelegentlich.

Zurück zum Umgang: Ein Geheimnis des erfolgreichen Törns ist der friedliche Umgang mit einander und die Lösung bei Streitfragen heißt: Akzeptanz und Anpassung. Am deutlichsten wird es bei Geschmacksfragen, die bekanntlich variieren. Beispiel: Bernd mag keinen Fisch. Der Kerl hat noch nicht einmal eine Angel an Bord. Das kann man im Restaurant bei der Bestellung a la carte noch ausgleichen. Beim Kochen an Bord aber nicht mehr. Ein anderer hat wiederum andere Vorlieben und auch auf die muss Rücksicht genommen werden.

Also: Es lebe der Unterschied! Und es lebe die Anerkennung und Anpassung. Primär zum Überleben. Natürlich gibt es Grenzbereiche, die man trefflich diskutiert. Aber die Extremfälle treten selten auf und spielen praktisch kaum eine Rolle.

Klar war ein Thema an Bord: Inwieweit darf Freiheit eingeschränkt werden, z.B. zu Lasten der Sicherheit? Was aktuell in der großen Politik zum Thema Schutz der persönlichen Daten erörtert wird, haben wir an Bord im Kleinen: Wer soll/muss wann und wo eine Schwimmweste tragen? Auch hier wird der Zeitgeist zu Veränderungen führen, so fürchtet derjenige, der sich immer mehr fremdbestimmt und eingeengt fühlt. 

Also immer haben wir es hinbekommen, uns zusammen zu raufen. Ziemlich erstklassig sogar; auch in ganz anderen Themen. So bin ich denn abschließend sehr dankbar, dass ich mit diesem modernen komfortablen Schiff ein Revier erkunden durfte, das zu den schönsten in Europa zählt.

Und wünsche den beiden Bernhards abschließend nicht nur einen zauberhaften restlichen Törn, sondern viele neue unterschiedliche Erfahrungen und selbstverständlich

 Stets eine Backstagsbrise 4 Bft.

 Otto

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Previous page: 5. Etappe
Nächste Seite: 3. Etappe


© Copyright 2004-2024 - CMS Made Simple
This site is powered by CMS Made Simple version 1.11.7

designed by Holly & Bernd